Samstag, 10. Mai 2008

Mythos oder Wahrheit

Eine sehr spannende Frage wurde in vor Kurzem in einem Interview an Konrad Paul Liessmann, Philosophie-Professor an der Uni Wien gestellt. Und ich teile seine Antwort, die umso bemerkenswerter ist.

Sind die zusehends schwindenden Berufsmöglichkeiten für (reine) Geisteswissenschaftler Mythos oder Wahrheit? Können Sie Studenten in Zeiten wie diesen ein Philosophiestudium empfehlen?

Liessmann: Ich halte dies für einen Mythos, schon deshalb, weil in den Geisteswissenschaften – anders als vielleicht in der Medizin oder bei manchen technischen Studien – noch nie für einen bestimmten Beruf, sieht man vom Lehrberuf ab, ausgebildet wurde. Geisteswissenschaftler mussten immer schon verschiedene Perspektiven ins Auge fassen, sie waren schon flexibel, bevor diese Fähigkeit zu einer Mode wurde. Gerade die Philosophie ist dafür ein gutes Beispiel. Die gute Allgemeinbildung, gepaart mit logischen, analytischen und sprachlichen Kompetenzen, die dieses Studium anbietet, qualifiziert meines Erachtens zum Teil viel besser für eine anspruchsvoll gewordene Arbeitswelt als so manch angeblich praxisorientierte Ausbildung.


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Montag, 21. April 2008

Grabensprung an der TU Darmstadt

Ein Experiment an der TU Darmstadt verzückt die FAZ. Rund 80 angehende Ingenieure sitzen an diesem Vorabend Anfang April vor vier Philosophieprofessoren. Gleich soll der Probelauf für eine vom kommenden Semester an verpflichtende Lehrveranstaltung beginnen: Die Vorlesungsreihe „Philosophie für Maschinenbauer“ ist in dieser Form ein Novum in Deutschland. „Sie sollen lernen, wie wir ticken“, kündigt der Wissenschaftsphilosoph Alfred Nordmann den Hörern an, die sich freiwillig auf den Zusammenstoß mit einer anderen Fachwelt einlassen.

Die Brücke über den Graben zwischen den Wissenskulturen führt über gemeinsame Begriffe: Technik und Praxis, Energie und Dynamik – geprägt hat das Vokabular der Ingenieure ein Philosoph. Denn als Aristoteles im vierten Jahrhundert vor Christus „Physik“, „Politik“ und „Poetik“ schrieb, war die Grenze zwischen Denkern und Machern noch weich und durchlässig. Erst in der Neuzeit trennten sich Schritt für Schritt die Anwender von den Theoretikern. Heute nehmen Ingenieure Geisteswissenschaftler im Allgemeinen und Philosophen im Speziellen an den Universitäten oft als weltfremde Exoten wahr – und umgekehrt.

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Donnerstag, 10. April 2008

Auf Umwegen zur Festanstellung

Eine Studie beschäftigt sich mit der "Generation Praktikum"

"Generation Praktikum": Das war das Schlagwort, das 2006 durch die Medien hallten. Beschrieben wurde damit die schwierige berufliche Situation von Hochschulabsolventen. Der damals amtierende Bundesarbeitsminister Franz Müntefering versprach sich zu kümmern und eine eigene Untersuchung zur Problematik herauszugeben. Heute nun hat Münteferings Nachfolger im Amt, Olaf Scholz, die langersehnte Studie vorgestellt.

Die meisten jungen Menschen mit abgeschlossener Ausbildung schaffen den Einstieg in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis nur über Umwege. Das ist eine der zentralen Botschaften der Untersuchung, die Bundesarbeitsminister Olaf Scholz heute in Berlin vorstellte. Demnach mussten 43 Prozent noch Praktika oder befristete Beschäftigungsverhältnisse dazwischen schieben, bis es zur ersehnten Festanstellung kam. Weitere 25 Prozent befinden sich sogar immer noch im Wechsel zwischen Praktika, Leiharbeit, Teilzeit oder Arbeitslosigkeit. Die Aufnahme eines Praktikums nach erfolgreich absolvierter Ausbildung war dabei unter den 18- bis 34-Jährigen besonders verbreitet.

Von den Hochschulabsolventen machen immerhin noch 24 Prozent ein Praktikum, obwohl sie ihren Abschluss schon in der Tasche haben. Doch dieses befristete Arbeitsverhältnis ist nicht das eigentliche Problem: Besonders störte die jungen Leute die schlechte Bezahlung. So hat die Hälfte unbezahlt gearbeitet. René Rudolf, Jugendsekretär des Deutschen Gewerkschaftsbundes bestätigt dieses Bild.Den Grund für diese verbesserte Situation sieht Pallenberg der guten konjunkturellen Lage geschuldet. Davon profitieren seiner Auffassung nach besonders Geisteswissenschaftler. Dass sie mittlerweile leichter eine Festanstellung bekommen hat aber noch einen anderen Grund, meint Pallenberg.

Der so genannte Generalist wird besonders gerne genommen in der Wirtschaft, weil da festgestellt wurde, dass gerade in modernen Arbeitsabläufen mit flachen Hierarchien und Projektarbeit Leute die besseren sind, die nicht speziell ausgebildet sind, sondern eine Allrounder-Ausbildung haben. Die harten Inhalte können dann daraufgesattelt werden.

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Donnerstag, 28. Februar 2008

Das Praktikum im Sachbuchlektorat

Während meines Studiums habe ich verschiedene Praktika in Verlagen gemacht. Für mich erscheint der Lektor immer noch als kreativer Traumberuf irgendwo zwischen Schreiben und Organisieren. Das ist natürlich nicht ganz falsch, aber der Eindruck, der sich einem aufdrängt, wenn man zunächst bei einem jungen (Sachbuch-)Verlag wie Campus unterkommt und anschließend bei einem altehrwürdigen Institution wie der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft in Darmstadt (quasi ein Buchclub in dem neben tausenden von Alt-Philologen und Geschichtslehrern unter anderem auch der Papst Mitglied ist), dass das Berufsbild Lektor verschiedener nicht sein könnte.

In einem modernen Sachbuchverlag sitzt ein Lektor am Telefon, hat die Themen zukünftiger Bücher, organisiert Autoren und Bildrechte dazu. Natürlich werden einem auch häufig fertige Manuskripte angeboten, dieser klassische Weg zum Buch ist aber deutlich seltener geworden. Stattdessen orientiert man sich an Erfolgsrezepten, Buchreihen und schaut nach der Konkurrenz. So war ich auch während meines Praktikums vor allem damit beschäftigt englisch-sprachige Sachbücher querzulesen und zu bewerten, wie die Konkurrenz zu einer eventuellen Veröffentlichung auf dem deutschen Markt aussehe und ob sich das Thema lohne. Das ist furchtbar spannend, wenn man sich in sozialpolitische Diskurse einlesen muss, und ein wenig nervig, wenn es um eine Biographie über Arnold Schwarzenegger geht.

Anderseits können die Anforderungen an einen Lektor auch eher darin liegen, den Autoren in den Hintern zu treten und klassisch Texte auf Fehler zu überprüfen - eine Arbeit die man heutzutage in den Verlagen auch gerne outgesourced hat. Bildrechte müssen von irgendwelchen abstrusen italienischen Bibliotheken eingeholt werden, von denen man genau weiß, dass man keine Antwort bekommen kann, weil dort niemand Englisch spricht. Man nimmt das dann mit Humor, denn das Problem, das jeder Lektor gemein hat, er muss auch das tollste Buchprojekt begraben, wenn die Marketingabteilung nicht davon überzeugt ist. Der Marketing-Chef ist sozusagen der natürliche Feind des Lektors.

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Donnerstag, 21. Februar 2008

Interkulturelle Botschafter

Eine interessante Studie hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) aus Köln über Geisteswissenschaftler in der Wirtschaft veröffentlicht. Zwei Drittel der international tätigen deutschen Firmen beschäftigen keine Geisteswissenschaftler, dabei sind die in der interkulturellen Kommunikation nahezu unersetzlich.

In den Firmen, die Geisteswissenschaftler beschäftigen, werden diese allerdings außerordentlich geschätzt. Diese Betriebe halten die interkulturellen Kompetenzen dieser Akademiker mehrheitlich für äußerst nützlich im Geschäftsleben. Die Studie wurde unter 106 großen Unternehmen, die weltweit Geschäftsbeziehungen pflegen, mehr als 50 Millionen Euro umsetzen und ihren Hauptsitz in Deutschland haben, durchgeführt.

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Geisteswirtschaft geht an den Start

Ein neuer Blog, ein neues Thema. Nach dem Ausflug in die Literatur mit dem Portal Schöner lesen! möchte ich nun eine Plattform aufbauen auf der regelmäßig über Themen geschrieben wird, die Geisteswissenschaftler angehen, die in der Wirtschaft unterkommen (wollen) oder untergekommen sind.

Auch hier will ich nicht lange alleine schreiben und vielleicht findet sich ja der ein oder andere Ex-Kommilitone oder entfernte Bekannte, um - gerne auch regelmäßig - etwas beizutragen. Jetzt kann es losgehen. Alles für einen tollen Start ins Berufsleben.