Samstag, 10. Mai 2008

Mythos oder Wahrheit

Eine sehr spannende Frage wurde in vor Kurzem in einem Interview an Konrad Paul Liessmann, Philosophie-Professor an der Uni Wien gestellt. Und ich teile seine Antwort, die umso bemerkenswerter ist.

Sind die zusehends schwindenden Berufsmöglichkeiten für (reine) Geisteswissenschaftler Mythos oder Wahrheit? Können Sie Studenten in Zeiten wie diesen ein Philosophiestudium empfehlen?

Liessmann: Ich halte dies für einen Mythos, schon deshalb, weil in den Geisteswissenschaften – anders als vielleicht in der Medizin oder bei manchen technischen Studien – noch nie für einen bestimmten Beruf, sieht man vom Lehrberuf ab, ausgebildet wurde. Geisteswissenschaftler mussten immer schon verschiedene Perspektiven ins Auge fassen, sie waren schon flexibel, bevor diese Fähigkeit zu einer Mode wurde. Gerade die Philosophie ist dafür ein gutes Beispiel. Die gute Allgemeinbildung, gepaart mit logischen, analytischen und sprachlichen Kompetenzen, die dieses Studium anbietet, qualifiziert meines Erachtens zum Teil viel besser für eine anspruchsvoll gewordene Arbeitswelt als so manch angeblich praxisorientierte Ausbildung.


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2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Herr Schuster,

zuallerst herzlichen Dank für Ihr Weblog!

Lange Zeit nahm ich an, dass ich mit UnternehmensGeist.de das Feld der wirtschaftsnahen Geisteswissenschaftler alleine bearbeite. Ihr Beitrag von Prof. Liessmann spricht sicher den meisten Geiwis aus dem Herzen. Die "Exoten" oder "Orchideenfächer" wie sie gerne genannt wurden, waren weder jemals "out" noch sind sie jetzt "in". Sie sind einfach zeitlos und unverzichtbar für den an Talenten armen Arbeitsmarkt. Daran kann auch ein "Krieg um Talente" (War for Talents) nichts ändern.

Peter hat gesagt…

Guten Tag,

ich (Geisteswissenschaftler) kann mich noch gut an die Absolventenkongresse (ist noch nicht so lange her) erinnern, als man uns mit Soft Skills aufwerten wollte. Die Wahrheit (der Arbeitswelt) hat schnell gezeigt, dass es weniger darauf ankommt. Es werden Kompetenzen erwartet. Durch die Referenzen bestätigt. Das schafft Track Record.