Donnerstag, 28. Februar 2008

Das Praktikum im Sachbuchlektorat

Während meines Studiums habe ich verschiedene Praktika in Verlagen gemacht. Für mich erscheint der Lektor immer noch als kreativer Traumberuf irgendwo zwischen Schreiben und Organisieren. Das ist natürlich nicht ganz falsch, aber der Eindruck, der sich einem aufdrängt, wenn man zunächst bei einem jungen (Sachbuch-)Verlag wie Campus unterkommt und anschließend bei einem altehrwürdigen Institution wie der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft in Darmstadt (quasi ein Buchclub in dem neben tausenden von Alt-Philologen und Geschichtslehrern unter anderem auch der Papst Mitglied ist), dass das Berufsbild Lektor verschiedener nicht sein könnte.

In einem modernen Sachbuchverlag sitzt ein Lektor am Telefon, hat die Themen zukünftiger Bücher, organisiert Autoren und Bildrechte dazu. Natürlich werden einem auch häufig fertige Manuskripte angeboten, dieser klassische Weg zum Buch ist aber deutlich seltener geworden. Stattdessen orientiert man sich an Erfolgsrezepten, Buchreihen und schaut nach der Konkurrenz. So war ich auch während meines Praktikums vor allem damit beschäftigt englisch-sprachige Sachbücher querzulesen und zu bewerten, wie die Konkurrenz zu einer eventuellen Veröffentlichung auf dem deutschen Markt aussehe und ob sich das Thema lohne. Das ist furchtbar spannend, wenn man sich in sozialpolitische Diskurse einlesen muss, und ein wenig nervig, wenn es um eine Biographie über Arnold Schwarzenegger geht.

Anderseits können die Anforderungen an einen Lektor auch eher darin liegen, den Autoren in den Hintern zu treten und klassisch Texte auf Fehler zu überprüfen - eine Arbeit die man heutzutage in den Verlagen auch gerne outgesourced hat. Bildrechte müssen von irgendwelchen abstrusen italienischen Bibliotheken eingeholt werden, von denen man genau weiß, dass man keine Antwort bekommen kann, weil dort niemand Englisch spricht. Man nimmt das dann mit Humor, denn das Problem, das jeder Lektor gemein hat, er muss auch das tollste Buchprojekt begraben, wenn die Marketingabteilung nicht davon überzeugt ist. Der Marketing-Chef ist sozusagen der natürliche Feind des Lektors.

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